Futtermischungen für Gänse

Futtermischungen für Gänse

Gänse sind Pflanzenfresser. Ist deren Weidefläche groß genug, benötigen zumindest die leichteren Rassen (Diepholzer-, Böhmen- und Höckergänse) während der Vegetationszeit (Mai bis Oktober) kein zusätzliches Futter, um sich ausgewogen zu ernähren. Zudem fressen sie sehr gerne Obst wie Äpfel, Birnen, ja selbst Mirabellen und Pflaumen. Auch Möhren, Rüben und Salat wird mit Vorliebe verspeist.

In der Fachpresse ist immer wieder zu lesen, dass Gänse bei der Grünfutteraufnahme nicht wählerisch sind. Dieser Unsinn wurde einmal veröffentlicht und stets von anderen Schreibern übernommen. Diese Behauptung kann ich nach nun annähernd 40-jähriger Gänsezucht und den damit verbundenen Beobachtungen und Versuchen nicht bestätigen. Sie ist meines Erachtens falsch und unrichtig. Im Gegenteil, Gänse sind beim Weiden sehr wählerisch. Sie nehmen mit Vorliebe weiche, junge und saftige Gräser auf, sowie jungen Löwenzahn und bohren sogar nach dessen Wurzel bis unter die Grasnarbe. Dagegen werden Gänseblümchen, Spitzwegerich, Dotterblumen und lange, harte, trockene Gräser nicht von den Gänsen gefressen. Das erklärt auch, dass Gänseweiden im Laufe der Zeit immer mehr verkrauten.

Ab November bis zum Ende der Zuchtzeit, sowie während der Aufzucht und Mast benötigen Gänse täglich eine Zufütterung. Diese kann aus unterschiedlichen Getreidesorten bestehen und zusammengestellt werden. Das Futter wird mit Mineralien, Spurenelementen und Vitamine angereichert. Diese Beigabe wirkt sich positiv auf Vitalität, Wachstum, Wiederstandskraft und Wohlbefinden aus.

Von der Futtermittelindustrie werden für die einzelnen Zucht- bzw. Aufzuchtphasen unterschiedliche Produkte in verschiedenen Formen (Mehl, Körner, Pellets) angeboten. Diese sind in der Regel sehr gut und haben eine, dem jeweiligen Alter der Tiere angemessene Zusammensetzung. Viele Züchter mischen jedoch ihr Futter selbst, um  es zu verbessern oder Kosten zu sparen. Im folgenden möchte ich die einzelnen Rezepturen für Aufzucht-, Mast-, Zucht- und Erhaltungsfutter speziell für Gänse näher erläutern.

Algemeines Futterrezept                                                                                40% Haferschrot                                                                                             40% Gerstenschrot                                                                                         10% Maisschrot                                                                                               10% Sojaschrot

Bei dieser Futtermischung stellt sich nun die Frage: Wie ist dieses Futter zu verbessern?. Dabei sind die unterschiedlichen Altersstufen sowie die Verwendung der Tiere (Aufzucht, Mast, Zucht) unbedingt zu beachten.

Kükenaufzucht                                                                                                     In der ersten Woche ist eine gute Eiweisversorgung wichtig. Der Rohproteingehalt im Futter sollte annähernd 20% betragen. Bierhefe, Maiskleberfutter, Magermilchpulver, Quark, gekochte Eier sowie Luzernegrünmehl sind wahre Eiweisbomben und neben frischem Wasser und behaglicher Wärme die Garanten für einen erfolgreichen Start ins Gänseleben.

Von der Futtermittelindustrie wird für die Gösselversorgung der ersten drei Wochen ein Enten/Gänsestarter angeboten. Dieses gut ausgewogene Fertigfutter wird in 2mm Pellets, aber auch in Mehlform hergestellt und verkauft. Ich stelle  dieses Aufzuchtfutter selbst her und ergänze es mit einigen Zutaten. Die Gössel fressen mein Futtergemisch sehr gerne und auch die Entwicklung des Knochengerüstes steht im richtigen Verhältnis zum Gewicht. Angereichert wird dieses Futter mit einer Vitaminzugabe (Vitacombex) und Oreganokonzentrat in verdünnter Form. Oregano mit seinen ätherischen Öl ist appetitanregend und bewirkt somit eine erhöhte Futteraufnahme. Außerdem hat es eine antibakterielle Wirkung und gilt als Bakterienkiller für den Magen-Darmtrakt. Das dem Futter beigemengte Hämoglobinmehl unterstützt die Eiweisversorgung und beugt den in diesem Alter oft auftretenden Federfressen vor. Dieses so hergestellte Futter setzt sich wie folgt zusammen.

Gänsestarter     8% Sojaextraktionsschrot                                                                                2% Bierhefe                                                                                                     40% Weizen                                                                                                     13% Gerste                                                                                                      25% Legehennenalleinfutter                                                                          10% Weizenkleie                                                                                               2% Hämoglobinmehl                                                                               Vitamine (z.B. Vitacombex)                                                                     Oreganokonzentrat (etwa 2 Tropfen in verdünnter Form)

Ab der dritten Woche beginne ich mit der Umstellung vom Gänsestarter zum Mastfutter. Diese Futterumstellung erstreckt sich etwa über sieben Tage. Das Starterfutter wird täglich reduziert und um die gleiche Menge der Mastfutteranteil erhöht. Die Änderung vom Futter (Geruch, Zusammensetzung, größere Pellets) bemerken die Gänse sofort. Anfangs taktieren sie das veränderte Futter vorsichtig mit ihren Schnäbeln. Doch schon nach einem Tag fressen sie gierig das Mastfutter wie zuvor den Gänsestarter. Die im Handel angebotene PUTENFINISCHER P5 und P6 entsprechen etwa dem von mir gefütterten Gänsemastfutter.

Gänsemastfutter                                                                                             12% Sojaextraktionsschrot                                                                              4% Bierhefe                                                                                                     45% Weizen                                                                                                     14% Mais (gebrochen)                                                                                    19% Hafer/Gerste                                                                                              5% Weizenkleie                                                                                                 1% Sonnenblumenöl                                                                             Oreganokonzentrat (etwa 2 Tropfen in verdünnter Form)

Sehr wichtig und keinesfalls zu vernachlässigen ist die Fütterung der Zuchttiere; denn sie sind Basis einer erfolgreichen Brut und Zucht. Ich z.B. füttere meine Zuchtgänse je nach Jahreszeit und deren darin zu bringende Leistung völlig unterschiedlich. Dabei unterscheide ich zwischen der Ruhe- und Zuchtphase. Während der Zucht wird ein nährstoffreiches Futter gegeben, damit die Gänse die erwartete Leistung bringen können. In der Ruhephase reicht zumindest bei den leichten Rassen ein Erhaltungsfutter, um ein verfetten  der Tiere nicht zu begünstigen.

Erhaltungsfutter                                                                                      Grundlage ist eine gute, nährstoffreiche Weidefläche. Runkeln, Möhren und Äpfel, ja sogar Maissilage gelten als gutes Grundfutter. Grit, Austernschalen, Steinchen und Zeolite soll den Gänsen ständig zur Verfügung stehen, damit eine gute Verdauung gewährleistet ist.

Zuchtfutter                                                                                                          1.) Legehennenalleinmehl mit 8% Calzium für die Eischalenbildung. Der Rohproteingehalt liegt bei 16 - 18%. Dazu sollte den Zuchtgänsen täglich eine ausreichende Weidefäche zur Verfügung stehen.

2.) Keimgetreide                                                                                                Hat einen großen Anteil hochwertiger Eiweiße. Viele Vitamine werden freigesetzt. Es bilden sich Aminosäuren. Die Verdaulichkeit wird erhöht. Enzyme wandeln sich in Zucker um. Das Getreide schmeckt süß und wird gern aufgenommen. Auch neben der täglichen Futterration mit Keimgetreide soll den Gänsen eine ausreichende Weidefläche zur Verfügung stehen.

Wie wird Keimgetreide hergestellt?                                                         Getreide in einen Eimer geben und mit Wasser auffüllen, so das die Körner mit Wasser bedeckt sind. Nach ca. 36 Stunden das nun gequollene Getreide in einem flachen Behälter ausbreiten. Dadurch wird dem Getreide viel Luft zugeführt. Das ist wichtig, da durch die Keimung Wärme erzeugt wird. Die Temperatur sollte nie über 25° Celsius steigen und Zugluft ist unbedingt zu vermeiden (Vermalzung).                                             96 Stunden nach dem Ansetzen haben sich Enzyme, Vitamine und Aminosäuren im Getreide stark erhöht und dieses hochwertige Getreide kann verfüttert werden.

Karl-Heinz Tuma, Lemförde

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